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Apps gegen Depressionen?

Wie gut sind digitale Therapieangebote und welche kommen für Betroffene in Frage? Wir klären auf!

Die letzten zwei Jahre waren hart für uns alle - Vielleicht hast du aber auch zum ersten Mal in deinem Leben Berührungspunkte mit Depressionen gehabt und keinen Ausweg gewusst? In Zeiten, in denen du dir deinen gesamten Wocheneinkauf liefern lassen oder ganz entspannt deine Steuererklärung am Handy erledigen kannst, erscheinen auch digitale Hilfsangebote verlockend - vor allem im Bereich Mental Health.

Seit Beginn der Corona Pandemie sind die App Downloads weltweit um rund 30% gestiegen. Das betrifft auch Formate von sogenannten E-Mental-Health Angeboten wie Therapie Apps. Nicht all diese Angebote sind hilfreich. Manche können sogar gefährlich werden. Wir zeigen dir, worauf du achten musst und welche App für dich überhaupt in Frage kommt, um mit einer Depression fertig zu werden.

Therapie Apps - Fluch oder Segen?

So viel vorweg: Eine App ersetzt niemals eine Psychotherapie! Laut einer Studienauswertung aus 2022 können digitale Therapieangebote aber die Symptome leicht ausgeprägter psychischer Erkrankungen vorübergehend lindern oder sogar behandeln. Ein digitales Hilfsangebot kann auch dann nützlich sein, wenn du sehr lange auf einen Therapieplatz warten und Zeit überbrücken musst. Kommt es therapiebegleitend zum Einsatz, kannst du damit auch deine in der Therapie erlernten Strategien festigen.

SOS - So schnell kommst du zu einer Therapie App

Es gibt haufenweise Angebote im Play- oder Appstore. Oft fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Von frei zugänglichen und kostenfreien Apps solltest du lieber die Finger lassen. Die werben zwar oft mit psychologischer Betreuung und wissenschaftlich basierten Fakten, können jedoch schlimmstenfalls sogar zur Verschlimmerung deiner Gesundheit führen

Wenn es dir schlecht geht und du schnelle Hilfe brauchst, genügt zunächst ein Gang zum Haus- oder Onlinearzt. Die können dir eine Therapie App verschreiben. Auf dem Rezept gibt's dann einen Freischaltcode und du kannst direkt loslegen. Wenn du bereits um deine Diagnosen weißt, umso besser! Reich deinen Nachweis darüber bei deiner Krankenkasse ein und lass dir ein Rezept geben.

Bevor du eine Selbstdiagnose startest, solltest du im Gespräch mit deiner medizinischen Anlaufstelle unbedingt abklären, wie schwer deine mögliche Erkrankung ist. Erst dann erfährst du, welche App für dich die Richtige ist.

So funktioniert die digitale Therapie

Es gibt verschiedene Apps für unterschiedliche Schweregrade von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Die kleinen mobilen Helferlein schalten ihre Inhalte nach und nach frei. Hast du ein Modul bearbeitet, erscheint das Weiterführende. An manche Apps sind auch Psycholog*innen gekoppelt - So hast du die Möglichkeit, eine Krisenhotline oder SOS-Funktion wahrzunehmen. 

Davon abgesehen bieten die Apps eine multimediale Auswahl an Selbstwertübungen, Meditation, Reflexion und alles rund ums Thema Self Care. Der ein oder andere typische Kalenderspruch ist safe auch dabei, aber diese Methode soll dir lediglich Zeit verschaffen und dich etwas besser fühlen lassen. An die reale Präsenztherapie muss dann ein Profi ran!

Das Thema Datenschutz

Würdest du einer wildfremden Person am Bahnhof von deinen Ängsten und Struggles erzählen? Datenschutz ist sicher auch ein Thema, das dir am Herzen liegt. Die Therapie Apps auf Rezept sind in der Regel im Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte aufgelistet. Damit entsprechen sie automatisch den Datenschutzrichtlinien der EU. Bei kostenfreien Apps gibt's keine Sicherheitsgarantie.

Selfcare bis der Arzt kommt!

Ja, das ist wortwörtlich deine Aufgabe, bis du einen Termin bekommst, um dir eine der Depressions Apps verschreiben zu lassen. Da kostenfreie Apps bestenfalls keine Option sind, geben wir dir ein paar Ideen an die Hand, wie du dich während der Wartezeit emotional über Wasser hälst.

Wenn du dich depressiv fühlst, anfängst dich zu isolieren und mit deinem Zustand überfordert bist, helfen nämlich einige Tipps und Tricks, die du wahrscheinlich erst im Zuge einer Psychotherapie kennenlernst.

 

Selfcare - Sei gut zu dir!

  • Selbstfürsorge: Ausreichend schlafen, essen, trinken
  • Nicht unter Druck setzen (lassen)
  • ausgedehntes Beautyprogramm und Körperpflege
  • Sport, Bewegung und Fitness
  • Egoismus: Stell dich und deine Bedürfnisse in den Vordergrund, kümmere dich in dieser Zeit um dich
  • Achtsamkeit: Tu Dinge, die sich für dich gut anfühlen und dir Freude bereiten, alles in deinem Tempo
  • Selbstschutz: Halte unangenehme Personen und Situationen auf Abstand, meide Konflikte
  • Selbstreflexion: Reflektiere deine Emotionen und Verhaltensweisen, beobachte Muster darin

Überwinde den inneren Schweinehund

  • Tu etwas für dich: Style dich mal wieder richtig auf, pflege dich und deine Umgebung (Haushalt)
  • Struktur: Entwickle Routinen im Alltag, nutze Bucket-Listen oder To-Do-Listen
  • Energie tanken: Bewege dich in der Natur oder einfach draußen, lass alle Eindrücke achtsam auf dich wirken und komm zur Ruhe, treibe Sport 
  • Ziele stecken: Erstelle ein Mood-Board mit Zukunftsplänen und -wünschen
  • Step by Step: Setze in deinem eigenen Tempo einen Schritt vor den anderen und stresse dich nicht selber, wenn nichts geht, ist das okay
  • Bleib dran: Gib niemals auf und gehe vorwärts!

Bei konkreten Suizidgedanken oder -handlungen bitte SOFORT den Notruf 112 oder die Telefonseelsorge unter der 0800 / 1110111 anrufen!