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Der Lebenszyklus von Geräten - eine Masche der Hersteller?

Die Endlichkeit von Geräten scheint heutzutage deutlich anders als noch vor ein paar Jahrzehnten zu sein.

Zwar gibt es bei Fernsehgeräten, Waschmaschinen, Backöfen und Co. natürlich eine Garantie, allerdings kommt es häufig vor, dass die Geräte unmittelbar nach der Garantiephase defekt sind. Zufall oder Kalkül der Hersteller? Tragen die Konsumenten etwa selbst Schuld daran, dass der Lebenszyklus bei Geräten scheinbar verkürzt wird?

 

Obsoleszenz - Verbraucher schmeißen Geräte heute viel schneller weg

Noch vor einigen Jahrzehnten waren Haushaltsgeräte besonders lange im Einsatz. Die neue Waschmaschine wurde beispielsweise gehegt und gepflegt, denn ihre Anschaffung belastet die Haushaltskasse enorm. Gab es etwas zu reparieren, legte entweder der Fachmann oder der eigene Hausmann Hand an. Mittlerweile scheinen sich die Zeiten geändert zu haben, denn die durchschnittliche Lebensdauer einer Waschmaschine von ehemals ca. zehn Jahren ist heute deutlich kürzer - zumindest haben Verbraucher oft diese "gefühlte Wahrheit".

 

Umweltbundesamt bestätigt schnelleren Drang zum Wegwerfen und Erneuern

Heutzutage geht es höher, schneller weiter und vor allem gerade bei innovativen Geräten viel besser. Kommt beispielsweise das neue Smartphone iPhone 12 auf den Markt, bilden sich vor den Verkaufsstellen häufig lange Schlangen, denn jeder möchte als erster dieses neue Tech-Highlight in seinen Händen halten. Und was passiert mit dem bisher genutzten Smartphone? Es verstaubt entweder an der Ecke, wird an Freunde/Bekannte weitergegeben oder veräußert. Ist das sinnvoll, wenn das "alte" Smartphone noch voll funktionstüchtig ist?


Sicherlich lässt sich über die Sinnfrage streiten, aber solche Entwicklungen sind auch in anderen Gerätebereichen zu beobachten. Das Umweltbundesamt beispielsweise zeigt in einer Studie mit dem Öko-Institut e. V. eindrucksvoll, dass die "Erst-Nutzungsdauer" bei den meisten Geräten nur fünf Jahre beträgt. 

 

Haushaltsgeräte werden immer schneller ersetzt

Die Anschaffung von Haushaltsgeräten ist häufig mit einem enormen Kostenaufwand verbunden, sodass die Vermutung naheliegen, dass Waschmaschine, Wäschetrockner, Kühlschrank und Co. möglichst lange halten sollten. Geht beispielsweise die Waschmaschine kaputt, lassen sich Ersatzteile meist bequem online recherchieren. Die Reparatur ist für findige Monteure kein Problem und sogar kosteneffizient möglich. Hier zeigt die Studie eindeutig, dass sich die Obsoleszenz um ein Jahr, auf 13 Jahre, verkürzt hat. Weitere erstaunliche Ergebnisse der Untersuchung:

 

  • ca. 1/3 der Ersatzkäufe wären unnötig gewesen, da das Gerät noch funktionssüchtig war
  • ca. 1/2 der Ersatzkäufe basierten auf technischen Fehlern

 

Viele Käufer entscheiden sich anscheinend für ein neues Gerät, da sie sich mehr technischen Features oder sogar eine höhere Energieeffizienz wünschen. Nachweislich ist aber auch der gestiegene Geräteanteil der defekten Haushaltsgeräte in den ersten fünf Jahren. Waren es 2004 noch 3,5 %, sind es 2012 schon 8,3 %.

 

Notebooks scheinen weniger "echte" Defekte aufzuweisen

Die Studie des Umweltamtes zeigt auch, dass die Obsoleszenz bei Notebooks kaum Veränderungen im Untersuchungszeitraum zeigt. Durchschnittlich nutzen Notebook-Besitzer ihr Gerät 5-6 Jahre, bevor sie es aufrüsten oder gar gänzlich gegen ein anderes Notebook eintauschen.


Allerdings haben sich die Austauschgründe der Notebook-Besitzer im Betrachtungszeitraum der Studie geändert:

 

  • 2004: ca. 70 % Austausch aufgrund von technischen Neuerungen
  • 2012/2013: ca. 25 % Austausch wegen technisch besserer Geräte

 

2012 entschieden sich ca. 25 Prozent aufgrund eines tatsächlichen technischen Defekts dazu, ein neues Gerät zu erwerben. Scheinbar nimmt das Umweltbewusstsein der Notebook-Nutzer zu, oder doch nicht? Die Gründe bei der Verschiebung der Notebook-Nutzungsdauer sind etwas vielschichtiger. Hersteller bieten immer mehr Möglichkeiten, um die Notebooks nachzurüsten und beispielsweise mit einem größeren Speicher oder einer anderen Grafikkarte zu versehen. Durch die austausch- und anpassbaren Komponenten ist es einfacher, das Notebook länger zu nutzen.


Viele Notebook-Besitzer entscheiden sich aber auch aus ganz praktischen Gründen dafür, nicht sofort bei neuen Geräte-Innovationen zuzuschlagen, sondern das bisherige Notebook zu nutzen:

 

  • Kostenfaktor
  • Aufwand beim Einrichten des neuen Gerätes
  • Zeitersparnis, da kein Produktvergleich der neuen Notebooks erfolgen muss

 

Tipp: Notebook richtig pflegen und länger etwas davon haben

Die richtige Pflege kann dabei helfen, dass ein Notebook einen deutlich längeren Lebenszyklus hat. Die regelmäßige Reinigung der Tastatur, des Displays und natürlich auch der Belüftungskomponenten selbst, helfen bereits ungemein. Wer sein Notebook intensiv nutzt, sollte es regelmäßig vom Fachmann reinigen lassen, sodass sich Staub und andere Schmutzpartikel nicht in den Lüftungsschächten absetzen können. Fehlt eine ausreichende Belüftung des Notebooks, kann es zu Überhitzung und zur Beschädigung sensibler Notebook-Komponenten kommen.


Auch die Anwendung von Antiviren-Software und die regelmäßige Überprüfung des Notebooks auf schadhafte Installationen hilft, um das Gerät zu schützen und vor unnötigen Arbeitsprozessen (durch Spy-Software) zu bewahren.

 

TV-Geräte werden schneller ersetzt

Wer ein neues TV-Gerät kauft, hat ab dem Datum eine 24-monatige Herstellergarantie. Geht das Gerät in dieser Zeit kaputt, müssen Hersteller für Reparatur und gegebenenfalls sogar Geräteersatz (beispielsweise während der Reparaturphase) sorgen. Viele Hersteller bieten sogar eine kostenpflichtige Garantieverlängerung, welche zwei oder drei Jahre beinhalten kann. Allerdings sind die Gerätebesitzer nicht in jedem Fall vollumfänglich vor einer Kostenbelastung geschützt, denn häufig ist die Garantieverlängerung an einige Faktoren gebunden:

 

  • das Gerät muss im Original und unverschlossen sein
  • für die Einsendung wird der Originalkarton verlangt
  • der Garantieumfang gilt nur für Material- und/oder Herstellungsfehler

 

Viele TV-Besitzer tauschen ihren Fernseher aber bereits früher, ohne dass vielleicht eine Reparatur erforderlich wird. 2012 waren es laut der Studie des Umweltbundesamtes beispielsweise mehr als 60 %. Der Austausch des TV-Gerätes erfolgt häufig aus profanen Gründen: die Sehnsucht nach einem technisch moderneren Gerät oder einem größeren Bildschirm.


Im Vergleich zu den Kaufimpulsen aus dem Jahr 2012 war die durchschnittliche Obsoleszenz im Studien-Betrachtungszeitraum 2005-2012 noch deutlich anders: Die TV-Besitzer nutzen ihre bis dato im Haushalt befindlichen Röhrenfernseher zwischen zehn Jahren und zwölf Jahren. Durch dieses Ergebnis wird ersichtlich, dass Endverbraucher ist selbst in der Hand haben, wie lange der Lebenszyklus eines Gerätes andauern kann.

 

Sollbruchstellen in Geräten - Mythos und Wahrheit

Es gibt immer wieder Berichte oder Vermutungen darüber, dass Hersteller gezielt Bruchstellen in die Geräte einbauen, damit sie nach einem bestimmten Zeitraum kaputt gehen. So einfach ist es jedoch nicht.


Richtig ist, dass die Produktingenieure die Gerätekomponenten so konzipieren, dass sie auf eine bestimmte Haltbarkeitsdauer ausgelegt sind. Grund hierfür ist vor allem der Kampf am Markt, denn die Kunden selbst bestimme mit ihrem Kaufverhalten die Produktqualität. Häufig sind es gerade Preisangebote, die Kunden zum Kaufen anregen. Um diesen günstigeren Preis zu erzielen, werden natürlich kostengünstigere Materialien eingesetzt.

 

Beispiel kurzweilige Innovationen

Wer sich den Markt einmal näher anschaut, stellt genau dieses Vorgehen fest. Anhand eines der begehrtesten Smartphones, dem iPhone von Apple, lässt sich gut erkennen, mit welcher Frequenz Neuerscheinungen die Kunden zum Gerätetausch animieren sollen.


Das erste iPhone gab es bereits 2007 in Deutschland, die Weiterentwicklung, dass 3G schon im Sommer 2008. Nur ein Jahr später wurde das 3GS eingeführt, was viele Käufer der ersten Generation zum Wechsel animierte. 
 

  • 2010 gab es das iPhone 4
  • 2012 das iPhone 5
  • 2014 das iPhone 6
  • 2016 schließlich das iPhone 7

 

Auch die Vertragslaufzeiten der Mobilfunkanbieter machen es besonders leicht, ein Gerät nach kürzester Zeit zu wechseln. Die durchschnittliche Vertragslaufzeit liegt bei 24 Monaten, sodass der Gerätetausch mit der Vertragsverlängerung problemlos möglich ist - auch, wenn das alte Gerät vielleicht noch gar keinen Defekt aufweist.